AllgemeinInterviews

Hallo Heiner,

schön dass du dir Zeit nimmst für das Interview.
Hallo Matthias, danke dass ich teilnehmen darf!

Warum wurdest du FCR Mitglied und wie lange bist du schon dabei?
Mein vorheriger Verein war zu dieser Zeit nicht sehr aktiv und ein Arbeitskollege, unser alter Vorstand, hat mich mal zu einem Stammtisch mitgenommen. Dann bin ich geblieben. Das war 2018.

Welche Aufnahmebereiche bevorzugst du?
Hier muss ich klar zwischen gewerblich und Hobby trennen. Gewerblich stehen an erster Stelle Hochzeiten, Akt- und Familienshootings, aber auch Firmen für die ich regelmäßig Aufträge abarbeite.

Als Hobby habe ich 2015 die Astrofotografie für mich entdeckt. Nach jahrelangem Hin und Her zwischen Architektur-, Konzert- und Naturfotografie scheine ich wohl endlich bei meinem fotografischen Ziel angekommen zu sein. Vorerst 🙂

Das Schöne an der Astrofotografie ist einfach, dass ich tagsüber Zeit für die Familie habe und Nachts mit teils hohem technischem Aufwand meinem Hobby frönen kann. Schlaf wird übrigens überbewertet!

Mit welchem Equipment bist du unterwegs?
Unterwegs mit Nikon. Meine Versuche mich mit Olympus und Sony anzufreunden sind mehrmals fehlgeschlagen. Nicht weil die Technik schlecht ist, aber der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier und mit Nikon komme ich am Besten zurecht.

Ich muss aber auch sagen, dass ich von Nikon beim Thema Innovationen und der technischen Umsetzung ihrer Produkte in den letzten Jahren schon ein wenig enttäuscht bin.

Ansonsten nutze ich für mein Hobby die Kameras von ASI und Touptek sehr gerne. Sie sind modern und zuverlässig. Bei den Optiken setze ich auf die schnellen Photonensauger von Celestron und die astrein abbildenden Askar FRA Modelle.


Gibt es fotografisch gesehen Vorbilder für Dich?
Wenig namhafte Fotografen. Einen den man kennen sollte wäre Corwin von Kuhwede, der leider kürzlich verstorben ist und nun als Ron Kuhwede in der Fotografie weiterhin sein Unwesen treibt.

 

Gibt es ein Zubehör auf deiner Liste, auf dass du im Nachhinein gesehen, gerne verzichten könntest (der klassische „ich brauche das unbedingt weil“ und dann wird es kaum genutzt 😃)
Als Techniknarr gibt es da einiges. Die Hälfte meiner Studioausrüstung ist gut für Spielereien, aber kaum sinnvoll nutzbar. Lichter, Lampen, Reflektoren. Einiges was so rumliegt, wobei ich doch eher der Available Light Fotograf bin.

 

Astrofotografie? Erzähl uns doch bitte ein wenig davon. Wie muss ich mir das Vorstellen?
Ich sehe die Astrofotografie schon als Königsdisziplin in der Fotografie an. Das trifft natürlich auch auf andre Bereiche zu, aber nirgends wird wohl so ein hoher Anspruch an das Equipment und die Bildbearbeitungsskills gestellt.

Astrofotografie ist eigentlich ganz einfach erklärt. Man stellt des Nachts die Kamera gen Himmel auf, liegt daneben im Gras und beobachtet den romantischen Sternenhimmel. So die Theorie oder das Wunschdenken vieler Fotografen. Anders sieht es aus wenn es Minusgrade hat, die Technik ob der Kälte zum spinnen anfängt. Hier muss die Technik sorgfältig ausgesucht werden. Wenn man nach dem Aufbau der Montierung und der Kamera dann schlußendlich sein Teleskop parallel der Erdachse eingenordet hat und dann Wolken aufziehen, kann das ganz schön frustrierend sein. Wer schon mal mit kalten Fingern an irgendetwas rumgeschraubt hat weiß, dass das nicht unbedingt der größte Spaß ist. Man glaubt nicht, was da alles schief laufen kann. Ansonsten ist die ganze Sache recht entspannend. Bis man dann bei der Auswertung merkt, dass im Laufe einer Nacht der Fokus davonlief.

Wenn dann wirklich alles läuft heisst es Photonen sammeln. Mehrere Stunden sind Pflicht, mehrere Tage nice to have. In meinen Bildern steckt manchmal das Signal von mehreren Jahren. Das heisst ich vereine Bildmaterial aus 2021 bis heute um immer mehr Details rauszuholen. Es ist unglaublich welch großen Fortschritt hier moderne Technik in den letzten paar Jahren gemacht hat. Astrofotografie ist inzwischen für Jedermann machbar.

Da ich aber weiß wie groß die Frustration sein kann, gebe ich Einsteigerkurse bei der Volkshochschule in Regensburg und Schwandorf und seit ein paar Jahren auch Intensivcoachings für Fortgeschrittene, die ihre (Bildbearbeitungs)technik weiter ausbauen wollen.

 

Was wahrscheinlich viele Wissen, du hast bei dir im Garten deine eigene kleine Sternwarte.

Wie kam es dazu?
Ich friere ungern und hab ziemlich schnell (viele) Kabel auf der Terasse ins Wohnzimmer gelegt um drinnen im Warmen zu sitzen und die Kamera draußen werkeln zu lassen. Der morgendliche Abbau und technische Probleme (lange USB Kabeln taugen nix) waren aber dennoch suboptimal. Als 2018 dann die Terasse überdacht wurde musste eine andere Lösung her. Für mich stand fest, dass etwas stationäres her musste, wenigstens eine Betonsäule auf der die Montierung fertig eingenordet stehen bleiben konnte. Ich habe daraufhin alles was mir das Internet bot an Infos aufgesaugt und darüber bin ich im nachhinein auch froh. Lieber vorher gut informieren als nachbessern.

Die Überlegung war, ein fertiges Gartenhäuschen umzubauen oder alles selbst zu konstruieren. Die fertigen Gartenhäuschen fand ich dann überteuert und da ich einen kleinen (beheizbaren) Nebenraum wollte musste ich eben selbst ran. Mit Papa habe ich dann über Monate hinweg (!!) ein solides Fundament für eine eigene Sternwarte erschaffen. Die Aussenmaße mit Nebenraum betragen rund 5x3m, der Hauptraum 3x3m. Das Teleskop ruht entkoppelt vom restlichen Boden auf einem 60x60x90cm Betonfundament. Da wackelt dann auch beim vorbeigehen nichts. Kabel für die Stromversorgung und das Licht wurden weitgehend unsichtbar verlegt. Im Nachhinein musste leider der PC näher an die Teleskopsäule gebracht werden. USB 3.0 Kabel mit 5m Länge in Verbindung mit Kälte ist nicht die beste Idee.

Im Laufe des Jahres haben wir dann Holz aus dem Sägewerk verarbeitet und so eine hübsche Rolldachhütte auf das Grundstück gestellt. Inzwischen ist das Dach elektrifiziert, eine Alarmanlage und diverse Überwachungskameras verbaut.

Es kommt vor dass ich einige Zeit nicht in die Sternwarte raufgehe, da sich alles bequem von einem Smartphone, Tablet oder PC steuern lässt. Und das, Internet vorausgesetzt, von überall auf der Welt aus. Eine Ausnahme gibt es allerdings, und zwar lassen sich die Filter am großen 11 Zoll Teleskop nicht per Filterrad wechseln. Der Grund dafür ist, dass hier die Kamera vor der Optik (ja mitten im Bildfeld!) sitzt und ein motorisiertes Filterrad einen großen Teil des Bildfeldes verdecken würde.

Ich bereue den Bau der Sternwarte auch wenn es sehr viel Arbeit war, nicht und kann dies nur jedem raten, der sich ernsthaft für Astrofotografie interessiert UND irgendwo im Garten ein Plätzchen frei hat. Ich kämpfe hier zwar auch mit der teils recht hohen Lichtverschmutzung im Städtedreieck, aber zumindest eine Säule für die Montierung ist 1084 mal besser als jedes Mal das erneute Aufstellen des Equipments.

Es kommen des öfteren Anfragen, ob man meine Sternwarte besuchen kann. Dies ist jederzeit möglich, einfach rausgucken ob es klar ist, dann anfragen. Das geht in den allermeisten Fällen auch sehr spontan. Inzwischen habe ich auch ein Teleskop bereitstehen, mit dem man auch visuell beobachten kann. Bis vor kurzem war alles doch sehr techniklastig und mit Kameras versehen. Ein schnelles wechseln der Kamera auf ein Okular war zwar möglich, aber nicht ratsam, da es hier teilweise um Zehntelmillimeter Abstände geht.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.