Interviews

Warum wurdest du FCR Mitglied und wie lange bist du schon dabei?

Ganz einfach 😊. Matthias, Sandra, Gerd und ich hatten einen Fotowalk zum Schnuppern durch Regensburg. Ich fühlte mich von Anfang an wohl, konnte mit Sandra gute Gespräche führen. Danke Sandra 😅.Nach knapp 2 Jahren Mitglied vom FCR, möchte ich einige Mitglieder nicht mehr missen wollen. In der Gruppe macht es mir sehr großen Spaß, den Sonnenuntergang zu fotografieren oder auf Lost Place Tour zu gehen oder einfach nur ratschen.

Welche Aufnahmebereiche bevorzugst du?

Meine größte Leidenschaft ist die Lost Place Fotografie. Es ist für mich etwas besonderes diese Orte / Objekte zu fotografieren. Die Zeit steht einfach still und es herrscht Ruhe. Manchmal vergesse ich bei einen Lost Place komplett die Zeit um mich herum, kommt auch schon vor, das ich mich 3 Stunden bei einen kleinen Objekt aufhalte.
Ehrenamtlich fotografiere ich für dein Sternenkind im Landkreis Regensburg/ Schwandorf und Amberg.

Mit welchem Equipment bist du unterwegs?
Ich brauche nicht viel, ich bevorzuge meine kleine Nikon 3300. Gerade bei Lost Place, brauche ich was kleines handliches. Eine “ große “ Kamera und auch ein Rucksack würde mich nur stören, wenn ich in einen Bunker rein krabble 😂.

Gibt es fotografisch gesehen Vorbilder für Dich?
Nein, ich habe meinen eigenen Stil.

Sternenkind? Was ist das und wie läuft das ab?
Dein Sternenkind kurz DSK.
Ich erzähle euch ein wenig über den Ablauf.
Das Klinikpersonal, Eltern, Freunde oder Verwandte melden sich über eine Rufnummer bei DSK, diese Nummer ist 24/7 erreichbar. Hier gibt derjenige an, ob das Kind noch lebt/verstorben ist, welche Schwangerschaftswoche/ Alter, Eltern anwesend oder nicht, mit oder ohne Geschwister, die Ursache über die Krankheit/ Tod.

Die Koordinaten bei DSK gibt diese Meldung per App an die jeweiligen Fotografen im Umfeld der Klinik/ Privathaushalt/ Bestatter. Mein Handy gibt einen sehr lauten Ton von sich. Bei der App kann ich auf annehmen oder ablehnen drücken.

Wenn ich einen Einsatz annehme, packe ich meine Kamera, eine Tasche mit Kleidung und “ Dekosachen“.

Dekosachen sind Blumen, Federn, Decken oder auch Kuscheltiere. Danach melde ich mich an, bei der Person, die sich angemeldet hat, das ich zum Fotografieren komme. Am Telefon bitte ich die Person, das sie die kleinen ( sehr frühe Schwangerschaftswochen 8 – 20 Woche) in ein gekühltes Wasserbad legen. Das Wasserbad macht Sinn, wenn die kleinen schon länger im Mutterleib verstorben sind und kaum Fruchtwasser vorhanden war. Die Kleinen bleiben “ frisch“.

Nach Ankunft gehe ich zur Station, Haushalt oder der Bestattung und frage in welches Zimmer ich zum fotografieren darf. Zum Glück sind in den meisten Kliniken große Fenster, denn das Krankenhauslicht ist schrecklich “ grün“.
Im Zimmer angekommen wird mir das Kind gereicht, wenn keine Eltern mehr anwesend sind, hole ich das Kind aus der Kühlung oder dem Wasserbad. Sind die Eltern da, ist das Kind meistens mit im Zimmer. Ich mache meine Fotos. Meine Dekosachen benötige ich zum Abdecken der viel zu großen Nabelklemme, bei Hautablösungen oder für den Intimbereich.

Nach dem fotografieren ziehe ich dem Kind noch etwas schönes an und übergebe es den Eltern/ Klinikpersonal oder der Bestattung.

Das klingt jetzt direkt so als ob es strikt nach Programm läuft?

Jeder Einsatz verläuft anders. Einmal hatte ich einen sehr traurigen Papa, die Mama war noch im Op- Saal. Er war dankbar, daß ich bei ihm in der schweren Zeit war.
Für mich der emotionalste Einsatz war in einen Privathaushalt. Knappe 2 Stunden war ich bei der Familie, Großeltern und Patentante. Die Mama wollte mich nicht gehen lassen, hatte sehr viele Bildideen. Bei der Verabschiedung drückte sie mich ganz fest und sagte……wenn du fährst, kommt der Bestatter und nimmt mir meine Kleine weg.

In diesen Augenblick war ich in schockstarre.
Drei Straßen weiter habe ich mein Auto geparkt eine geraucht und geweint und meinen Mann Matthias angerufen, ich brauchte ihn zum Reden. Danke 🥰
Jetzt, nach knapp einen Jahr nach diesen Einsatz , stehe ich mit den Eltern noch immer in Kontakt.

Alle meine Sterncheneltern sind über das erste und letzte Bild sehr dankbar.

Warum machst du das?

Ich habe nichts von einem Einsatz, das ganze läuft komplett auf Ehrenamt. Ich möchte einfach den Eltern noch einen letzten Wunsch erfüllen, und da ich die Möglichkeit habe, dies mit der Kamera zu tun, setzte ich mich sehr gerne dafür ein.

Den betroffenen Eltern bleibt nur eine kurze Zeit mit ihrem Kind. Umso wichtiger ist es, in dieser Zeit Erinnerungen zu schaffen.

Vielen Dank Anja.